In diesem Artikel findest du:
- Allgemeine Infos zum Thema Barrierefreiheit
- Informationen zu „Mobilität“
- Informationen zu „Hören“
- Informationen zu „Sehen“
- Fragebogen Barrierefreiheit
- Barrierefrei Broschüre

Kleine Schritte, große Wirkung:
Uns ist es wichtig, möglichst vielen Menschen die Teilhabe an Kunst und Kultur leichter zu machen. In den vorbereitenden Gesprächen mit Behindertenverbänden ist uns mehrfach berichtet worden, dass viele Menschen der jeweiligen Community nicht einmal mehr nach Kulturveranstaltungen suchen, weil sie davon ausgehen, dass es eh für sie nicht geeignet ist. Das zeigt, wie wichtig alleine eine umfassende Information ist! Ihr alle könnt mit einem wie wir meinen machbaren Aufwand sehr viel Gutes erreichen!
Im Wesentlichen geht es um zwei Punkte:
1. Information: Menschen mit Einschränkungen erhalten eine für sie hilfreiche Einschätzung über die Situation vor Ort.
2. Konkrete Maßnahmen: Was bietet euer Theater an, um Menschen mit Einschränkungen den Theaterbesuch zu erleichtern?

Mobilität:
Bitte überprüft euren Aufführungsort auf folgende Punkte:
- Gibt es Parkplätze direkt am Aufführungsort?
- Wenn ja, sind ausgewiesenen Behindertenparkplätze dabei?
- Wie nah kann ein PKW (zum Ein-/Aussteigenlassen) ans Gebäude heranfahren?
- Gibt es in der Nähe einen Bahnhof oder eine Bushaltestelle?
- Kann der Theatersaal ebenerdig / über Rampen / mit Aufzügen erreicht werden?
- Bitte hier auch an Türen denken! Wie breit sind diese? Sind sie schwergängig? Stellt euch immer die Frage: „würde ich hier auf mich alleine gestellt mit einem Rollstuhl durchkommen?“
- Wenn es einen oder mehrere Aufzüge gibt: sind diese groß genug? Türöffnung: mindestens 90 cm, Kabinenmaß mindestens 110 x 140 cm.
- Gibt es ein für Behinderte geeignetes / rollstuhlgerechtes WC?
- Sind die Sitze im Theatersaal fest verbaut, oder können einzelne davon leicht entfernt werden, um Rollstuhlplätze einzurichten?
- Könnt ihr eine Hilfsperson stellen, die beim Zugang zum Theatersaal assistiert?
Bitte erstellt anhand dieser Punkte eine kurze Information über euren Veranstaltungsort für Menschen mit Einschränkungen beim Gehen.
So könnte eure Info zum Beispiel aussehen:
„Wir spielen im ersten Stock des Kulturzentrums Musterburg. Das Haus hat zwei Aufzüge und ist von außen ohne Stufen zugänglich. Die Bestuhlung im Saal ist nicht ansteigend, Rollstuhlplätze können jederzeit eingerichtet werden. Leider gibt es kein rollstuhlgerechtes WC. Ein zeit großer öffentlicher Parkplatz ist ca. 150 Meter entfernt, aber zum Ein- und Aussteigen kann bis direkt vors Haus gefahren werden. Die Bus und Bushaltestelle „Musterburg West“ ist 20 Meter entfernt und wird von den Linien A, B und C angefahren. Ein Mitglied unserer Gruppe (erkennbar am Strohhut und roten Schal) ist ab 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn anwesend und gerne beim Zugang zum Saal behilflich.“
Selbst wenn die Lage vor Ort schwierig ist, so sollte das zumindest transparent kommuniziert werden:
„Leider ist unser Theatersaal im dritten Stock und nur über enge Stiegen erreichbar. Die Sitze sind stark ansteigend und fest verbaut. Das gen Gebäude liegt mitten in einer Wiese und ist 500 Meter vom nächsten asphaltierten Weg entfernt.“
Damit gewinnt ihr vielleicht keinen Pokal für Barrierefreiheit, aber besser ehrlich informieren, als dass jemand nachher dasteht und sich ärgert! Alles ist besser als keine Information!

Hören:
Folgende Vorschläge sind unserer Meinung nach machbar:
Übertitel:
Der Text wird satz- oder abschnittsweise passend zum Bühnengeschehen projiziert. Dazu braucht es einen Laptop mit Power Point (o.ä.) und einen Beamer, dazu eine Projektionsfläche bei der Bühne – diese sollte zumindest in der Nähe der Blickrichtung zur Bühne sein, gleichzeitig aber nicht von Scheinwerfern „überstrahlt“ (also direkt angeleuchtet) werden.
- Der Text des Stücks muss vorher in eine Powerpoint-Präsentation umgewandelt werden. Dabei können wir eventuell behilflich sein.
- Jemand muss die Präsentation live während der Aufführung steuern, und zwar ziemlich genau. Es wäre ja doof, wenn der Text einer Pointe für alle schon zu lesen ist, bevor die Figur auf der Bühne den Satz sagt!
- In Szenen, in denen viel und schnell geredet wird, muss der Übertitel-Text gekürzt werden. Sonst kommt man mit dem Lesen nicht hinterher.
- Wenn mehrere Personen auf der Bühne reden, soll der Text auch den Namen der gerade redenden Figur benennen.
- Wichtige Geräusche sollten ebenfalls benannt werden: „es ertönt sanfte Tanzmusik“ oder „während der ganzen Szene ist von nebenan lautes Hämmern und Bohren zu hören“.
Das ist mit einem gewissen Aufwand verbunden. Dennoch ist es für schwerhörige und taube Menschen extrem hilfreich, wenn sie den Text mitlesen können!
Induktive Verstärker für Menschen mit Hörgeräten (Hörschleifen) sind ein großer technischer und finanzieller Aufwand. Das macht für uns keinen Sinn. Fast genauso schwierig realisierbar für uns wären komplett gebärdengedolmetschte Theateraufführungen, denn auch das ist mit sehr sehr viel Vorbereitung und hohen Kosten verbunden. Darum finden wir es wichtig, zumindest die Projektion des Textes anzupacken.
Ihr könntet das ja auch nur für einzelne Vorstellungen anbieten, nicht bei jeder. Wenn ihr z.B. sagt „Die Vorstellungen am 16., 17. und 18. bieten diesen Service an“ oder „alle Vorstellungen am Samstagabend“, dann ist schon viel geholfen.
Tipp: Kurse in Gebärdensprache:
Das Landeszentrum für Hörgeschädigte in Dornbirn bietet einmal im Jahr Anfängerkurse in Gebärdensprache an. Wer Lust und Zeit hat, kann hier etwas sehr Wertvolles lernen.

Sehen:
Folgende Vorschläge sind unserer Meinung nach machbar:
AUDIOFILE: Orientierung im Gebäude:
Blinde/Sehbehinderte bekommen es in der Regel recht gut hin, eine Adresse zu finden. Schwierig wird es dann im Gebäude.
Macht eine Tonaufnahme mit einer kurzen Beschreibung des Gebäudes. Diese gibt es dann als Download vorab über eure oder unsere Homepage.
Ein Beispiel:
„Herzlich Willkommen im Haus Jubelgrund, wo unser Theaterverein sein diesjähriges Stück spielt. Der Haupteingang ist direkt vorne zur Hauptstraße hin. Innen ist etwa 20 Meter rechts vom Eingang ein Tisch mit unserer Kassa. In derselben Richtung weiter kommen dann Garderobe und die Toiletten, deren Türen sind an der linken Wand, die erste für Herren, die zweite für Damen. An der Kassa gibt es in der Pause einen Sektausschank. Der Theatersaal ist ebenerdig geradeaus vom Haupteingang, der Zutritt ist vom Mittelgang bei der hintersten Sitzreihe. Unsere Helfer:innen an der Kassa begleiten dich aber auch sehr gerne zu deinem Platz oder unterstützen dich bei der Orientierung im Gebäude.“
Hilfsperson:
Als Alternative (oder zusätzlich) zur gesprochenen Beschreibung könntet ihr eine offizielle Person bereitstellen, die Blinde und Sehbehinderte im Gebäude begleitet. Dann solltet ihr diese Person in der Nähe des Eingangs postieren und vorher informieren, wo sie sich befindet (da reicht ein Text auf der Homepage; Blinde haben Software, die das vorliest).
Beim Führen gilt: – nicht ungefragt anfassen und herumzerren, – stattdessen fragen: „wie soll ich Sie führen? Möchten Sie meine Hand oder dessen meinen Arm halten?“, – Aufmerksam sein, mitdenken und auf Fallen hinweisen „Vorsicht, da kommt jetzt eine Stufe“, – nicht mit dem Finger in eine Richtung zeigen „da drüben geht’s rein!“ (Lacht nicht, das passiert wirklich!)
Freier Eintritt für sehende Begleitperson
Weil es schwierig ist, sich in Gebäuden zurecht zu finden, bitten Blinde/Sehbehinderte manchmal sehende Begleitpersonen mitzugehen. Damit das nicht am Geld scheitert, könntet ihr überlegen, diesen Begleitpersonen, die ja nur aufgrund der Einschränkung notwendig sind, freien Eintritt zu geben.
AUDIOFILE: Akustische Beschreibung von Bühnenbild und Kostümen
Blinde und Sehbehinderte können der Handlung von Theaterstücken übers Hören vom Dialog meistens recht gut folgen. Ein kompletter Live-Audiokommentar wie beim Film ist daher nicht nötig (abgesehen davon, dass dies sehr aufwändig umzusetzen wäre).
von, Ihr könntet aber eine kurze akustische Beschreibung eures Bühnenbilds und der Kostüme aufnehmen und zum Download bereitstellen. Blinde und Sehbehinderte können das dann auf dem Smartphone mitbringen und bei Bedarf mit Kopfhörern abspielen. Auch hierzu wieder ein Beispiel:
„Es gibt keinen Vorhang. Unser Stück spielt im Wohnzimmer der Familie Mauskästler. Die Familie ist ziemlich schräg und genauso schräg, im wahrsten Sinn, sind auch ihre Möbel. Da stimmt kein rechter Winkel, das Sofa ist viel zu groß, die Sessel wie aus dem Puppenhaus. Die Eingangstür klemmt, was allen Figuren, die auf- oder abtreten, Probleme macht. Hinten rechts ist ein großes Fenster, durch dieses ist der vermacht. verwilderte, bedrohlich wirkende Garten zu erkennen. Die immer grantige wilderte, Oma Mauskästler trägt ein altmodisches langes schwarzes Kleid, alle anderen Personen normale Alltagskleidung der heutigen Zeit – bis auf Peter Mauskästler (das ist der mit der dröhnenden lauten Stimme), der in jeder Szene einen neuen Anzug anhat, alle viel zu eng und viel zu auffällig gemustert, weshalb es immer ein Gekicher gibt, wenn er auftritt. fällig Dann gibt’s noch einen Blumenstrauß, der ständig weitergeschenkt wird. Am Anfang des Stücks ist er sehr groß und prächtig, leidet aber unter vielen Misshandlungen und ist am Ende nur noch ein trauriges Gestrüpp.“
Führhunde sind herzlich Willkommen
Sollte selbstverständlich sein, ist es aber leider nicht und daher kein Schaden, es ausdrücklich zu sagen, um von Vorneherein keine Unsicherheit aufkommen zu lassen.
Ihr wollt dabei sein? Dann gebt uns eure Rückmeldungen:
Sagt uns bitte Bescheid, ob ihr alle, einzelne oder alle der genannten Services anbietet. Sämtliche Infos gibt es auch in unserer praktischen Broschüre zum Ausdrucken. Wir vermerken es in unserem Veranstaltungskalender entsprechend. Füllt diesen Fragebogen aus und sendet ihn an uns zurück, damit wir ein Gefühl dafür bekommen, was möglich ist.
Oder meldet euch direkt bei uns, unter info@lva-theaterservice.at.
